Eine Ejakulation von melodischem Überschuss, wenn auch mit bitterem, aschigem Beigeschmack.

Titel des Jahres: Our Balls Are Like Dead Suns (&07)!

Der Trompeter Philippe Battikha, Mivil Deschênes am Bass und Patrick Dion an den Drums wählten sich in Referenz an Georges Bataille zudem den verschwenderischen Namen LA PART MAUDITE und beides zusammen verpflichtet natürlich zu exzessiver Musik, die durch massive Pedaleffekte auch erzielt wird.

Die Trompete nimmt es mit jeder E-Gitarre auf, was Verzerrung und Intensität angeht. Dazu rockt Dion, als ob er es mit dem Potlatch ernst meint. ’Maison Des Jeunes' wechselt abrupt zwischen zart und brutal und bleibt dann mit heftigen Schlägen bei Letzterem. ’Boxer Blood' puncht sture Viertel, dann Stop und Go und schnelle Wirbel. Als wären Dion und Deschênes bei Jacopo Battaglia und Massimo Pupillo, der furiosen ’RhythMachine' von Zu, in die Lehre gegangen. ’Half-Sucked Egg' beginnt mit tubadunklem Gebläse und nur spröd gezupfen Saiten zu leichthändigem Tickling, aber dann nimmt Der Verfemte Teil knirschend und klackend immer mehr Tempo auf und steigert sich in einen Blutrausch, fängt sich, aber leckt sich schon wieder die Lippen nach mehr.

Die Trompete steuert von einer Fuzzorgie zur nächsten, nur in den wenigen gedämpften Momenten, dem Auftakt von ’Panic Park' etwa, kommt einem das Wörtchen Jazz in den Sinn. Die Besinnung ist aber immer nur von kurzer Dauer. Schon geht wieder ein Noisegewitter auf die lyrische Trompete nieder. Poesie gibt es nur unter Spannung und Zerreißprobe. Aber sie ist unstillbar, unauslöschlich, Phönix aus der Asche, Pegasus aus dem Blut der azephalischen Medusa, eine Ejakulation von melodischem Überschuss, wenn auch mit bitterem, aschigem Beigeschmack.

Rigobert Dittman
Bad Alchemy no.67

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